Was macht eine gute wissenschaftliche Fragestellung aus? Heute teile ich mit euch meine Erfahrungen aus der Praxis aus der Hochschullehre und zahlreichen Fragestellungen, die ich bei meiner Arbeit als wissenschaftliche Tutorin gelesen habe. Egal ob in Ausarbeitungen oder Exposés: Drei Punkte sollte jede gute Fragestellung in einer wissenschaftlichen Arbeit erfüllen! Denn weniger ist mehr!
Wenn man sich einmal ganz genau damit befasst, gibt es viele Aspekte, die eine gute Fragestellung ausmachen. Es gibt aber auch drei universelle Punkte, die jede Fragestellung erfüllen sollte. In der Praxis sehe ich immer wieder, dass es hier schon an den Grundlagen scheitert. Heute möchte ich daher auf die drei vielleicht wichtigsten Punkte eingehen. Was also macht eine gute Fragestellung aus?
Das Wichtigste in Kürze: Eine Fragestellung sollte …
… thematisch passen
… klar formuliert sein
… im gegebenen Rahmen bearbeitbar sein
1. Eine gute wissenschaftliche Fragestellung muss thematisch passen
Zunächst einmal sollte die Fragestellung thematisch passen. In einer literaturwissenschaftlichen Arbeit kommen andere Themen in den Vordergrund als in einer aus der Erziehungswissenschaft, das ist sicherlich soweit klar. Aber über die Fachdiszilpin hinaus kann noch weiter eingegrenzt werden.
Eine Fragestellung sollte dazu passen, was ihr inhaltlich in euerer Arbeit besprechen wollt. Immer wieder kommt es vor, dass in Exposés Themen umrissen werden und Absichten vorgestellt werden, die sich aber gar nicht in der Fragestellung zeigen. Die Fragestellung sollte euch daher möglichst früh klar sein, damit sie euch als Richtschnur gilt. Ansonsten lauft ihr GEfahr in eine andere Richrung zu arbeiten und am Ende entweder keinen roten Faden zu haben oder aber viel aussortieren zu müssen und somit quasi “umsonst” an diesen Teilen gearbeitet zu haben.
2. Die Fragestellung muss klar formuliert sein
Eine gute Fragestellung ist klar und deutlich formuliert. Und das bedeutet nicht nur, dass Sie beispielsweise mit einem Fragezeichen abgeschlossen wird, sofern sie als direkte Frage formuliert ist, sondern auch, dass sie nicht zu viel will.
Anstatt also in eurer Einleitung auf 5 verschiedene Fragen einzugehen, formuliert eine einzelne, klar abgegrenzte Frage. Je nach vorgegebenen Seitenumfang könnt ihr daran anschließend auch eine weitere Frage stellen, also eine zweigeteilte Fragestellung formulieren. Für eine Hausarbeit ist das aber in aller Regel gar nicht nötig und führt viel zu weit.
3. Die gewählte Frage muss im gegebenen Rahmen zu bearbeiten sein
Die Leiftrage zu eurer wissenschaftlichen Arbeit ist nur dann wirklich gut, wenn sie in dem Rahmen, der euch gegeben wurde, zu bearbeiten ist. Der Rahmen wird euch durch den Seitenumfang vorgegeben: Das können zum Beispiel 10 Seiten Hausarbeit oder auch 60 Seiten Masterarbeit sein.
Was, wenn ihr gar keine Seitenvorgabe habt? Dann habt ihr vielleicht eine Abgabefrist, also eine zeitliche Einschränkung? Auch hier könnt ihr also nicht wochen- oder monatelang an dem Thema arbeiten, sondern müsst mehr oder weniger zügig zum Ziel kommen.
Egal welcher Rahmen euch durch die Betreuer*innen oder auch die Studienordnung gesetzt wurde, eure Fragestellung solltet ihr innerhalb dieser Einschränkungen bearbeiten und beantworten können. Alleine deswegen ist es auch für euch selbst wichtig, dass die Fragestellung möglichst präzise gestellt ist, denn so könnt ihr sie klar abarbeiten.
Einblicke in die Praxis
Ich selbst habe in meinem Studium zahlreiche Hausarbeiten geschrieben und habe irgendwann den richtigen Dreh rausgehabt, was Fragestellung, These, Zielsetzung etc. anbelangt. So richtig spannend wurde es dann, als ich angefangen habe, selbst Exposés von Studierenden zu lesen.
Denn erst in der Masse wird klar: Die Hürden und die Fehler (die wir alle machen, wenn wir üben!) sind oft die selben. Die Fragestellungen sind oft entweder nicht klar genug oder wollen schlichtweg zu viel. Manchmal passen sie auch gar nicht zum weiteren Verlauf, da sich z. B. Fragestellung und These gar nicht ergänzen, sondern eher die These verfolgt wird.
Ich hoffe daher, euch mit diesem Beitrag einen Einblick gegeben zu haben. Denn das Formulieren einer guten wissenschaflichen Fragestellung will zwar geübt sein, aber sie selbst ist kein Hexenwerk. Orientiert euch hier ruhig an den Basics!
Im Zweifel: Betreuer*innen fragen
Wenn ihr euch unsicher seid, ob eure Fragestellung so in Ordnung ist, fragt bei euren Betreuer*innen nach. Als jemand, der schon unzählige Exposés gelesen und besprochen hat (und natürlich auch selbst schon geschrieben hat), kann ich euch versichern, dass es hilft, mit einer anderen Person darüber zu sprechen!
Es ist übrigens auch die Aufgabe eurer Betreuer*innen, eben z. B. Frage, These oder Gliederungen oder ganze Exposés mit euch anzuschauen – ihr braucht also keine Bedenken haben, dass ihr hiermit jemandem zur Last fallt.
Nutzt also z. B. die Sprechstunden, um für euch selbst Klarheit zu schaffen! 🙂
Was mich jetzt noch interessieren würde: Was bereitet euch bei einer Fragestellung am meisten Probleme? Eine Fragestellung zu finden, sie zu formulieren oder vielleicht was ganz anderes? Schreibt es gerne in die Kommentare, vielleicht wird eure Frage das nächste Video 🙂
Für alle die neu hier sind: Ich bin Lara und ich teile mit euch meine Erfahrungen und Eindrücke aus über 10 Jahren Hochschulalltag. Wenn ihr mehr wissen wollt, dann schaut gerne auf meinem YouTube-Kanal vorbei oder hört in meinen Podcast Akademisch, aber anders auf Spotify rein! Wenn ihr Themenwünsche habt, lasst es mich wie immer gerne wissen!