Essen bei der Familie. Alle sitzen am großen Tisch beisammen, Besteck klappert. Gerade wurde die Frage gestellt, wie lange du noch fürs Studium brauchst. Mit vagen Aussagen hast du dich rausreden können. Bestimmt noch zwei Semester. Jetzt herrscht Stille. Soweit so gut. Aber nun blickt dein Onkel auf. Der Onkel, der jedes Mal die selbe Frage stellt. Eure Blicke treffen sich. Dir bleibt das Ofengemüse im Hals stecken, denn du weißt was jetzt kommt. „Und“, sagt er, „was macht man dann damit?“ Alle blicken dich erwartungsvoll an. Ernsthaft, Onkel Andreas? Schon wieder?!
Okay, die Situation war jetzt vielleicht etwas überspitzt, aber je nach dem wie wohlwollend (oder eben nicht) eure Familie ist, kann diese Frage doch sehr anstregend sein. Vor allem, wenn sie bei jedem Treffen gestellt wird. Als wären die möglichen Berufsfelder der Kunstgeschichte, Umweltwissenschaften oder Kulturmanagement in den letzten sechs Monaten grundlegend revolutioniert worden.
Das Gute ist: Ihr müsst noch nicht wissen, wo es hingeht, um diese Frage gut beantworten zu können! In diesem Beitrag schauen wir uns vier Taktiken an, mit denen diese Frage weniger gruselig ist!
Taktik 1: Allgemeine und typische Berufszweige nennen
Falls ihr das noch nicht gemacht habt: Informiert euch über Berufsmöglichkeiten zum Studiengang. Informationen hierzu findet ihr beispielsweise auf der Studiengangsseite eurer Hochschule, über die Suchmaschine oder in Ratgebern zum Studienfach. Lest euch hier ein und merkt euch ein paar allgemeine Berufsmöglichkeiten. Bestimmt gibt es ganz typische Stellen und Laufbahnen.
Meiner Erfahrung nach geht es bei dieser Frage einerseits darum, was ihr später einmal machen wollt, aber auch darum, ganz allgemein etwas über den Studiengang zu erfahren. Denn nicht immer ist allen am Tisch klar, was ihr überhaupt im Studium macht. Die Frage ist also in vielen Situationen durchaus verständlich.
Denoch fühlt man sich hier schnell in Erklärungsnot. Und dagegen hilft, ganz konkrete Beispiele zu nennen.
Ihr könnt also spezielle oder allgemeine Berufsmöglichkeiten aufzählen, auch wenn ihr sie (aktuell) nicht einschlagen wollt. Das könnt ihr entweder so kommunizieren oder aber für euch behalten.
Zum Beispiel:
- „Viele Absolvent*innen gehen in die Beratung, z. B. in Banken oder anderen großen Unternehmen.“
- „Ein typisches Berufsfeld ist die Arbeit in Galerien oder Museen. Dort kann man dann z. B. Ausstellungen entwickeln.“
- „Später geht es viel um Arbeit im Labor und Papierkram wie Gutachten erstellen.“
Taktik 2: Den Prozess kommunizieren
Je nach dem, wo ihr gerade im Studium steht, könnt ihr eventuell tatsächlich noch nicht sagen, in welche Richtung ihr später einmal gehen wollt. Und selbst wenn, wird sich das vielleicht noch ändern.
Kommuniziert hier gerne den Prozess: Es gibt Bereiche, die euch interessieren, aber noch studiert ihr und nichts ist in Stein gemeißelt. Und das ist okay!
Lasst euch hier nicht von Personen in die Enge treiben lassen, die ihren Weg schon vor 10, 20 oder 30 Jahren gefunden haben. Auch sie sind bestimmt ein paar Mal abgebogen, um zum Ziel zu gelangen.
Taktik 3: Auf Soft Skills fokussieren
Vielleicht gibt es nicht den einen Berufsweg. Ich habe Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft studiert und kann davon ein Lied singen. Es gibt typische Berufsfelder, aber irgendwie findet doch jede*r einen eigenen Weg. Die Frage, was man denn dann damit macht, ist also vollkommen nachvollziehbar gewesen. Aber eben nicht weniger anstregend.
Was euch hier ein wenig mehr Raum bieten kann, ist der Fokus auf Soft Skills. Stellt heraus, dass ihr in eurem Studium z. B. lernt, wissenschaftliche Texte zu verfassen. Ihr könnt auch davon sprechen, dass ihr eine ganz einzigartige Kombination von kritischem Denken und Analysieren erlernt, was in verschiedenen Bereichen sehr gefragt ist (idealerweise könnt ihr hier ein oder zwei Bereiche nennen).
Aber Achtung: Mit dieser Taktik kann nicht jede Gesellschaft etwas anfangen. Sie geht erfahrungsgemäß besonders gut bei jenen Gesprächspartner*innen auf, die selbst etwas aufgeschlossener gegenüber solchen Fähigkeiten sind. Hier kann man lockerer ins Gespräch kommen, ohne zu sehr den Schein wahren zu müssen, schon einen fertigen Plan zu haben.
Taktik 4: Vorbereitung
Die letzte und wichtigste Taktik: Vorbereitung. Wenn ihr wisst dass diese Frage aufkommen könnte, z.B. bei einem Familientreffen, an Weihnachten, zu Geburstagen, legt euch vorab Antworten zurecht, mit denen ihr euch wohl fühlt. So könnt ihr ganz entspannt in das Treffen starten, zumindest, was diese Frage anbelangt.
Ganz wichtig: Ihr entscheidet selbst, wie viel Aufmerksamkeit ihr dem Thema widmen möchtet! Für eure ehrlich interessierte Oma könnt ihr mehr Zeit in die Antwort investieren als für eine Person, mit der ihr eigentlich gar nicht darüber sprechen wollt.
Lasst euch hier nicht in die Enge treiben oder redet euch um Kopf und Kragen. Ihr seid selbst noch am Studieren und schuldet niemandem Antworten, die ihr selbst noch nicht habt <3
Mit diesen vier Taktiken bekommt ihr bestimmt etwas Ruhe in das nächste Familientreffen, sofern euch die Frage „Und was macht man dann damit?“ sonst in Angstschweiß versetzt.
Habt ihr andere Taktiken? Schreibt gerne in die Kommentare, wie ihr mit solchen Situationen umgeht oder ob ihr schon einen wasserfesten Plan für nach dem Studium habt. Oder schreibt mir auf Instagram, @FrauTutorin, dort teile ich gerne eure Antworten!